Die Bilder der Angriffe Putins auf die Ukraine sind unerträglich. Das Leid der fliehenden Menschen ist nicht zu ermessen. Der Krieg mitten in Europa macht auch uns im Migrationszentrum bewusst, wie dankbar wir für ein Leben in Frieden und Sicherheit sein müssen.
Diese Dankbarkeit motiviert uns seit unserer Gründung vor 30 Jahren, an der Seite der Schutzsuchenden zu stehen, woher auch immer sie kommen mögen. Auch jetzt. Woche für Woche kommen Menschen aus der Ukraine zu uns: Menschen jeglicher Herkunft, die jäh ihr Zuhause verloren haben und in eine ungewisse Zukunft blicken.
In diesen Wochen haben wir viel Solidarität erlebt. Viele Menschen aus Göttingen und Umgebung haben sich bei uns gemeldet, um zu helfen. Diese Solidarität bewegt und gibt Hoffnung.
Zugleich haben wir von Anfeindungen gegen russischsprachige Menschen erfahren. Sogar Kinder wurden aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Muttersprache drangsaliert. Einem Kindergartenkind wurde gar verboten, in der KiTa Russisch zu sprechen.
Diese Ausgrenzung hat nichts mit Solidarität zu tun. Sie hilft den Menschen aus der Ukraine nicht. Sie ist blanker Rassismus. Menschen, die aus Russland kommen mögen oder Russisch sprechen, sind dadurch nicht verantwortlich für den Krieg und das Leid in der Ukraine. Lasst nicht zu, dass aus dem Entsetzen und der Wut über Putin und seinen Krieg Rassismus und Diskriminierung werden.
Wir können uns nicht aussuchen, wo wir geboren werden, mit welcher Sprache und mit welchen Chancen wir groß werden. Aber wir können uns aussuchen, wie wir unseren Mitmenschen begegnen. Das ist unsere Verantwortung.